Hinter jeder Wand leben kreative Menschen – die meisten wissen es nur noch nicht. Jochen Gerz
Ob aus Moskau, München, Berlin oder Tokyo – 78 Menschen brechen auf. Sie sind eingeladen für ein Jahr mietfrei in der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 zu leben. Sie beziehen leerstehende Wohnungen in drei ganz normalen Straßen in Dortmund, Duisburg und Mülheim an der Ruhr. Sie sind gekommen, um sich zu verändern. Und um gemeinsam mit ihren Nachbarn die Straßen zu verändern, in die sie ziehen. Denn wer sich verändert, sagt das Sprichwort, verändert die Welt …
Auch ein Buch wollen alle gemeinsam schreiben. Wer wird sonst mitschreiben? Wie viele von den neuen Bewohnern werden nach einem Jahr in ihren Straßen wohnen bleiben?
Jochen Gerz nennt seine Arbeit 2-3 Straßen eine Ausstellung. Die Straßen werden für ein Jahr mit ihren Bewohnern, Passanten und Besuchern, mit ihrem Alltag zu Kunst. Im Vordergrund steht nicht nur das Schreiben, geplant sind keine Künstlerquartiere, keine Events. Vielmehr geht es bei 2-3 Straßen um einen gesamtgesellschaftlichen Prozess – aus Lesern und Nichtlesern werden Autoren, aus Konsumenten werden Produzenten.
Ein Jahr 2-3 Straßen: Sind die Straßen offener und geräumiger geworden? – Die Quartiere, die Höfe und Gärten, die Wohnungen wurden zum Schauplatz kreativer Ideen. Alte und neue Bewohner starteten und realisierten Initiativen, öffneten ihre Türen, wurden Gastgeber von bekannten und unbekannten Gesichtern – Nachbarn, Passanten und Ausstellungsbesuchern. 887 Menschen haben mitgeschrieben, auf 3000 Seiten erzählen sie vom Leben in drei Straßen. Vom Leben heute, so wie es ist.
Die Ausstellung ist zu Ende, doch mehr als die Hälfte der 78 Teilnehmer von 2-3 Straßen kehrt 2011 nicht in ihre alten Heimatstädte zurück. Sie bleiben in ihren neuen Straßen, um auch in Zukunft mit den Nachbarn das Leben im Kiez zu verändern.
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